Genaue Beobachtungen der Natur und der Vorgänge in Körper, Seele und Geist führten die daoistischenen Naturphilosophen des alten China zu der Einsicht, dass alle Lebensvorgänge untrennbar miteinander vernetzt sind und einander in vielfältigen Wechselwirkungen beeinflussen. So wirken auch körperliche, seelische und geistige Prozesse aufeinander ein und stellen nur unterschiedliche Erscheinungsformen des „Qi“ dar. Diese Wechselwirkungen waren in den zahlreichen physischen und spirituellen Übungen der Daoisten erfahrbar und ließen sich unter anderem therapeutisch nutzen. Auf diese Weise entstanden u.a. auch die Theorien der Chinesischen Medizin über Energieleitbahnen („Meridiane“) und Akupunkturpunkte.

Körperübungen, die die Energieleitbahnen besonders gut aktivierten sowie Atemtechniken und Meditationsverfahren, die sich als besonders wirksam erwiesen, wurden über Generationen von Meister*innen an zahlreiche Schüler*innen weitergegeben und verbreiteten sich. Seit der Han-Dynastie (ca. 200 v. Chr. - 220 n. Chr.) fragten Hofbeamte jährlich die besten Techniken ab und ließen sie durch Experten am Hofe prüfen. So entstand ein Heilwissen, das durchaus als evidenzbasiert bezeichnet werden kann (auch wenn die Erkenntnismethodik sich von der der aktuellen westlichen Medizin stark unterscheidet).